Sonntag, 16. September 2012

Trüttlisbergpass

Im Morgengrauen herrscht im KUSPO schon rege Vereinstätigkeit: Die braun-grün-gemusterten mit ihren schwarzen Fahrrädern waren nachtaktiv, die rhythmischen Gymnastikereinnen schwingen ihr Chicoreetäschlein, die Leichtathletikerinnen springen mit Kniebandagen herum, die mit den knappen Höschen studieren eine Bikestrecke heraus und die mit den schwarzen Puffärmelchen suchen sich den nächsten Hügel, die Alphornbläser haben auch Trainingswochenende, um dann in tiefster Bauchatmung herunter zu hornen. Die Roten frühstücken nach mir. In der Küche schepperts gewaltig und dem Verantwortlichen wird unmissverständlich, und das ohne jegliche Konjugation, klargemacht wie es hier läuft. Der Hauswart mit der Zahnlücke, der seinen Malinoi zum Schutzhund ausbildet, ist am rauchen. Und wir trotten der Simme entlang wieder nach Lenk.





Beim Aufstieg im Wald am Bach, bin ich mir nicht sicher, ob sich mir die Eierstöcke drehen, jede Menge Kolibakterien im Darm streiten, von denen es ja in 8 von 10 Brunnen haben soll, oder eine eingeschränkte Fettverdauung mich plagt. Man stelle sich vor: Fischknusperli aus der Grossküchenfriteuse...



Zum Glück legen sich dann die Unruhen. Trotzdem gehe ich es heute gemächlich an.

Wir befinden uns im Luchsgebiet, wie uns Tafeln informieren. Sehen zwar keinen Luchs, dafür ein wunderschönes Reh.  Nach dem hübschen Berghaus Wallegg, wo man eben nicht wie beschrieben übernachten kann, was jammerschade ist, reihen sich die Lenker Bergbahndirektoren, am Waldrand, fein säuberlich in Holz geschnitzt, auf.



Der Trüttlisbergpass (2098m) eröffnet heute eine total kitschige Rundumsicht vom Eiger bis zu den Rochers de Naye.

 

Danach geht es durch das lange Turbachtal. Mit einem fast abendländischen Fatalismus, wandere ich gemütlich vorwärts. Fotografiere hier und schwatze da.



 

Und just in dem Moment wo wir, nach 6 Stunden Wanderzeit, in Turbach ankommen, hällt das Postauto an. Hailey, ein absoluter öv-Fan, freut sich riesig und ich habe wieder ein Mal mehr das Gefühl, dass mir die gebratenen Tauben direkt ins Maul fliegen. So ersparen wir uns eine weitere, vermutlich sehr lange, Stunde nach Gstaad. Mit dem Bus rauschen wir an den millionenschweren Chalets vorbei.


In Gstaad freuen sich zwei an den Chihuahuas mit den pinken Mäschchen im Haar. Nur schade, dass diese dann augenblicklich in den Louis Vuiton-Taschen verschwinden. Vor lauter Etepetete, Botox und Coco de Chanel frage ich mich, und das zum ersten Mal, ob ein Deo ein zu packen wohl doch nicht purer Luxus gewesen wäre...