Samstag, 25. August 2012

Anker lichten - Segel setzen


Sargans Alp Vorsiez

Wir starten mit unserern zu schweren Rucksäcken. Meiner 15, Haileys 4.5 kg. Unsere Via Alpina beginnt heute in Altstätten, wo wir länger als erwartet auf den Bahnhof laufen. Um den Zug nicht zu verpassen, denke ich es wäre weise den Bus zu nehmen für die letzten Stationen - doch der Bus rasdt an uns vorbei. Zum ersten Mal schweissgebadet besteigen wir den Zug. In Sargans beginnt unsere Wanderung. Schnell gewinnen wir an Höhe und blicken bei unserer Mittagsrast aufs Rheintal hinunter.




Keiner Menschenseele sind wir beim Aufstieg begegnet und so sollte es auch weiterhin bleiben. Links und rechts steile Hänge, liebliche Bauernhöfe, glasklare Quellen und rote Schiefersteine.

Kurz vor Weisstannen winkt mir plötzlich ein Wanderer und fragt beim näher kommen als erstes, ob er ein Foto von uns machen dürfe. Das war John, der just heute Morgen in Zürich nach x Stunden Flug aus Tenessee angekommen ist. Er ist eben ein solch erfrischender Ami, der seine Projekte mutig und energisch angeht. John ist gut organisiert. Seine Kamera ist mit einem Karabiner am Rucksack gesichert, sein Rucksack wiegt so viel wie mein Hundefutter, seine Frau fliegt in 14 Tagen nach Genf, nachdem sie ihren Königspudel "Ginger" in die Ferien gegeben haben und falls er schneller ist, ist dann John schon in Grindelwald. John ist sportlich unterwegs. Im Hotel Gemse organisiert er gleich die nächste Übernachtung beim Orangejus. Eigentlich wäre es jetzt für John morgen früh - trotzdem gedenkt er sich noch etwas die Füsse zu vertreten, nach der Dusche, ums Hotel herum und dies obwohl er bereits 5 Stunden gewandert ist. Im Gemse sind auch noch drei Holländer und ein Belgier. Sie überlegen sich bereits die Strecke nach der Schweizer-Alpina - nur sei dort die Signalisation schlecht. Hier sei sie super. Meint der Belgier: "Wenn ein Schweizer 5 Euro übrig habe stelle er einen gelben Wegweiser hin, ein Franzose mache einen Kreisel und der Belgier versaufe es..."Schmeichelhaft für uns. Ich beschliesse noch auf die Alp Vorsiez ein Stunde weiter zu gehen.

Dort sitzt der Walter N. Er ist im beinahe (Un-)Ruhestand und wartet bei Pfeife und Most auf das Eindunkeln. Er ist nämlich spätberufener Jäger mit Leidenschaft. So erklärt er mir wie das Wild für den Peter und Paul geschmuggelt wurde um hier wieder an zu siedeln, wer führ ihn schlachtet, von welchem Jagdhund er träumt, dass seine Familie es nicht so fein findet dass er Tiere tötet und wie man das Wild anspricht. Darunter versteht man nicht einfach ein small talk , sondern das ganze Abklären des Geschlechts, Alter, Trächtigkeit, Stand der Aufzucht und Etliches Mehr. Der Walter geniesst es manchmal auch ganz allein in seiner Jagdhütte.


Nach buntem Salat und deftigen Chäshörni darf ich mich dank dem ich so einen Schlafsack heraufgepuckelt habe, breit machen im 14 plätzigen Massenlager.